Ferienhaus “ Waldeva“

Eine kleine Chronik

1952

 

Ein Fischfabriksbesitzer aus Stralsund hatte sich neben seinem Pensionshaus ein Sommerhaus aus den damaligen in den Nachkriegszeiten besorgbaren Materialien gebaut.
Im Zuge der „Aktion Rose“ wurden Dienstleistungsbetriebe, Hotels, Ferienhäuser und Urlaubswohnungen auch auf Rügen nach stalinistischer Methode durch die DDR-Staatbehörden enteignet, um für die „Arbeiter und Bauern“, hier besonders die Wismut-Kumpel, geeignete Urlaubsquartiere zu schaffen. Der Fischfabriksbesitzer verließ die DDR und das Sommerhaus wurde nach damals geltendem DDR-Recht enteignet. Meine Eltern, damals als Aussiedler in Binz als Lehrer tätig, entdeckten den Zettel der Gemeinde am Zaun, dass dieses nun im Gemeindeeigentum befindliche Haus zu mieten sei.

 

Im Jahr 1953 sind meine Eltern in dieses Kleinod hinter der Düne – damals fast allein stehend mitten im Dünenkiefernwald – eingezogen und haben in den folgenden Jahren vieles verbessert und verändert:

1953

 

Sommerhäuser, so wie auch dieses ursprünglich, durften nach den damals geltenden Bestimmungen keine Heizmöglichkeit haben, demzufolge – da das Haus ja nun ein ganzjährig zu nutzendes Wohnhaus sein sollte – musste als erstes ein Schornstein gebaut werden, um Öfen anschließen zu können.

 

1954

 

Familienzuwachs – ich – wurde geboren und wuchs in diesem Haus hinter der Düne auf. Viele schöne Stunden in dieser urwüchsigen Umgebung und am nahen Strand der Ostsee, in Familie sowie mit Verwandten, Bekannten und Freunden erinnern mich noch heute an eine wunderschöne unbekümmerte Zeit der Kindheit.

1958

 

War ein extrem arbeitsreiches Jahr, was die Umgestaltung des Häuschens betrifft. Dazu muss zur Erklärung gesagt werden, dass im Erdgeschoss bis dahin der jetzige WC-Raum das Bad war, im Bad war die Küche, und die jetzige Küche, noch durch eine Trennwand vom Wohnzimmer abgeteilt, war mein Kinderzimmer. Im Dachgeschoss existierte nur der Raum Waldemar und ein Miniflur. Das Dachgeschoss war nur über eine „Hühnerstiege“ erreichbar.
Der Raum Eva war ein nicht ausgebauter Bodenraum. Mein Vater hat das ganze Haus „umgestülpt“. Das ehemalige Bad wurde zu einem separaten WC mit Waschbecken. In die ehemalige Küche wurde ein funktionsfähiges Badezimmer mit Badewanne und Waschbecken eingebaut. Mein Kinderzimmer wurde die neue Küche. Und im Dachgeschoss wurde der Flur vergrößert. Der Bodenraum wurde ausgebaut und die Gaupe mit Fenstern zur Straße eingebaut. Das war dann das Elternschlafzimmer. Mein neues Zimmer wurde der Raum Waldemar.

 

1966

 

Eine Garage mit einer Werkstatt wurde im Grundstück (nicht die heute vorhandene) erbaut.

1965

 

Die Gemeinde verkauft das Haus auf Grund finanzieller Schwierigkeiten bei der Erhaltung des Gemeindeeigentums an meine Eltern, jedoch blieb der Grund und Boden nach ehemaligem DDR-Recht Staatseigentum.

 

Binz erhielt eine zentrale örtliche Kanalisation und unser Haus wurde angeschlossen.

 

1968

 

Wurde im gesamten Haus eine kohlebefeuerte Schwerkraftheizung eingebaut. Eine hervorragende Verbesserung für das Haus, aber der Kessel stand zum Leidwesen meiner Mutter in der Küche, was natürlich infolge der Staubentwicklung beim Feuern und Entaschen sehr unschön war.

1971

 

Mein Vater baut die große Gaupe zur Straßenseite ein, damit konnte ein Zwischenflur und ein größeres Elternschlafzimmer geschaffen werden.

 

1978

 

Hier in diesem Haus, in dem ich meine Kindheit und Jugend verlebt habe, feierten wir mit meinem Mann, Wolfgang eine wunderschöne Hochzeit.

 

 

 

Im Grunde genommen ist das die noch heute anzutreffende Raumaufteilung bis auf die fehlende Trennwand zwischen Küche und Wohnzimmer im Erdgeschoss, die wir erst bei der Sanierung 2009 entfernt haben.

Meine Eltern erreichten 1981 beide ihr Pensionärsalter. Es zog aber noch lange keine Rast und Ruhe ein. Immer weiter vervollkommneten sie ihr kleines gemütliches Häuschen hinter der Düne.

1983

 

Durch die totale Versottung des Schornsteines muss dieser komplett abgerissen und neu gebaut werden. Im gleichen Jahr wird das Reetdach neu eingedeckt

 

1991

 

Eine neue Heizungsanlage – vorerst noch mit Propangasbetrieb – wurde eingebaut. Der hässliche Tank im Grundstück konnte nach Anschluss unseres Grundstückes an die zentrale Erdgasleitung endlich im Jahr 2000 auch wieder verschwinden.

1990

 

Nun endlich konnten die rechtlichen Eigentumsverhältnisse auch für das Grundstück entsprechend den nun wieder geltenden Gesetzlichkeiten gelöst werden.

 

 

 

1992

 

Das komplette Haus, das ja ehemals nur als Sommerhaus gebaut wurde, hatte eine ungenügende Wärmedämmung – die Außenwände bestehen aus Fischkistenbrettern als Stülpschalung genagelt und die Hohlräume waren als „Wärmedämmung“ mit Sägemehl gefüllt – erhielt einen kompletten neuen „Mantel“, was sich in den Heizkosten sehr positiv bemerkbar machte. Gleichzeitig wurde der größte Teil der Fenster durch Wärmeisolierfenster und -türen ausgewechselt.

2003

 

Die letzten Umbauarbeiten, die meine Eltern noch im hohen Alter ausführten,
war der Umbau des WC-Waschraumes.

 

2008

 

Im Frühjahr erkrankte mein Vater schwer und wir holten ihn in unsere Nähe. Im Herbst kam dann auch meine Mutter zu uns nach Sachsen.

Das Haus – meine Heimat – war nun verwaist.

 

2009

 

Nach langen Überlegungen und Planungen im Familienrat haben wir uns entschlossen das Haus als Ferienhaus für uns, unsere Freunde und auch für liebe Gäste komplett umzugestalten und zu sanieren. Nach einer kurzen, aber sehr intensiven Bauphase im April / Mai mit engagierten Rüganer Baufirmen haben wir dann am 16. Mai 2009 im neuentstandenen Ferienhaus WALDEVA unsere ersten Gäste persönlich begrüßen können.

 

Das Ergebnis unserer Gedanken und der Umgestaltung, das können Sie selbst erleben und sich Ihr Urteil bilden.

1953

1978

1978

1983

2009